Weihnachten mal realistisch betrachtet, - ist zum Glück nur einmal im Jahr
Nun
kommen sie wieder - die Tage auf die wir uns das ganze Jahr so sehr freuen.
Endlich
dürfen wir wieder 4 Stunden im Keller nach dem Baumschmuck suchen, den wir
schon vor 8 Jahren gegen Neuen austauschen wollten.
Ob
wir wohl in diesem Jahr einen Baum abbekommen, der in unseren schönen
gusseisernen Ständer passt, ohne das wir in Konkurrenz zu kanadischen
Holzfällern treten müssen?
Was
soll’s - selbst wenn nicht – bis zum Sommerurlaub ist auch das hartnäckigste
Harz wieder runter von den Händen, wenn auch unsere geliebte
„Sonntagsnachmittagsvordertürstehhose„ dabei drauf geht.
Schon
seit Wochen redet die Familie vom Weihnachtsbummel im bunten Lichtermeer,
wo wir mit 3 Millionen Anderen den gleichen Interessen nachgehen und das ewige
Rätsel versuchen zu lösen, weshalb alle in die gleiche Abteilung des Kaufhauses
streben wie wir.
Haben
wir endlich die Orientierung wiedergefunden, geben wir zuviel Geld aus für
Geschenke, die niemand braucht, über deren Angemessenheit und Preis wir aber
schon seit März angeregt diskutieren.
Schon manch eigentlich langweiliger Abend
bekam so die richtige Würze.
Egal,
die Stimmung ist gut, denn Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr.
Selbst
wenn unsere Frau seit 2 Stunden zwischen den Mantel-, T-Shirt- und
ultramodernen Blusenständern verschollen ist und die Kinder zum 15 ten mal den
3 Meter langen Wunschzettel komplett überarbeitet haben, bleiben wir selig
gelassen, auch wenn wir die Tränen und triefenden Nasen der süßen Kleinen mit
unserem neuen Kaschmirschal trocknen müssen.
Gut, die grösseren Zahlen auf den Preisschildern sind gewöhnungsbedürftig, aber sollen wir uns missmutig
zeigen, weil vier unserer fünf Kreditkarten bereits eingezogen wurden?
Niemals,
denn Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr.
Dann
sind sie endlich da, die langersehnten Tage – Heilig Abend, der 1. und 2.
Feiertag – die Gans brutzelt im Ofen, der Tisch ist festlich gedeckt, der Baum
wunderschön geschmückt (selbst die Lichterkette funktioniert wieder), die
Wohnung ist staubfrei, geradezu steril, die Kinder sind hübsch rausgeputzt und
seit 2 Stunden ohne Nahrung, damit es auch so bleibt bis die Gäste kommen, die
Einfahrt ist gefegt, der Hund in der Garage und wir öffnen schweißgebadet aber
glücklich die Tür, wenn es endlich klingelt.
Nun
sehen wir sie Alle wieder, die lieben Verwandten und Freunde.
Zwar hatten die unsere
Telefonnummer und Adresse das ganze Jahr verlegt, aber wenn die Gans im Ofen
das gewünschte Braun annimmt, finden sie unser Haus offenbar mit dem
Geruchsinn, der dem eines sibirischen Steppenwolfs in nichts nachsteht.
Ach,- und die vielen, schön verpackten Geschenke die Ihr mitbringt, soviel Mühe
hättet Ihr Euch doch nicht machen müssen, - hören wir uns sagen.
(Was denken wir
uns eigentlich dabei, so einen Unfug zu erzählen? Wir haben uns und unser Bankkonto an die Grenzen der Belastbarkeit
getrieben, haben unter das Loch im Dach einen Eimer gestellt, wollten uns in den letzten 14 Tagen 3 mal
scheiden lassen und unser Auto hat noch die Sommerreifen von 1984.)
Jede
Mühe ist gerechtfertigt, - denken wir, - sagen aber mit dem überraschten und
freudigen Gesichtsausdruck, den wir tagelang vor dem Spiegel geübt haben, - ooh,
toll - danke, das wollte ich schon immer haben, hab’s nur nie entdecken können,
- und wir wünschten sie hätten es auch nicht entdeckt.
Die
liebe Tante freut sich darüber, dass uns der Pullover, den sie uns letztes Jahr
geschenkt hat noch gefällt und wir hoffen sie bemerkt nicht, dass einige der
Maschen zusammengetackert sind, denn manches leidet bei der Gartenarbeit eben
doch.
Ist
das gelungene Fest dann vorüber und man hat im Morgengrauen die Trümmer der
liebgewonnenen Belagerung fast beseitigt, - das kurze Aufflackern von Ärger,
weil man doch vergessen hatte, die Einwegtischdecken zu besorgen, ist
verflogen, -erinnert man sich wieder
Weihnachten
ist nur einmal im Jahr – wie schön!
Ähnlichkeiten
mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Diese Zeilen wurde mit einem Augenzwinkern geschrieben
und soll den Übergang schaffen zu den Worten des schottisch – britischen
Dichters,
Robert
Louis Balfour Stevenson (1850 - 1894)
Keine Pflicht wird so sehr vernachlässigt, wie die
Pflicht, glücklich und zufrieden zu sein.
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